Stefan
Schon in meiner Kindheit fand ich den Umgang mit Sprache toll – sei es Deutsch oder Englisch, sei es im Reden, Lesen oder Schreiben. Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Großmutter mit mir zusammen Geschichten in verteilten Rollen gelesen hat. Es war fast immer eine derselben fünf Geschichten, die wir schon auswendig kannten, aber das hat uns nie gestört. Auch heute lese ich immer mal wieder eines meiner Lieblingsbücher – allerdings ist die Rate an neuer Lektüre deutlich gestiegen und Tim und Struppi, Asterix und Obelix sind von Winston Smith und Zarathustra abgelöst worden.
Was ich lese, das denke ich; und was ich denke, das träume ich. Wer vermag schon all die Fäden zu erkennen, an denen der wache Geist hängt und die vom Traume gehalten werden? Mäandernde Gedanken wie diesen finde ich treffenderweise meist beim ziellosen Streifen durch die Natur. Da sich viele von ihnen als allzu flüchtig erwiesen haben, nehme ich stets mein Notizbüchlein mit. Schließlich muss ich ja mein eigenes kleines Scheibprojekt versorgen, das nie genug Nahrung bekommen kann. Allerdings kommt es auch vor, dass mich aufschreibenswerte Ideen beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen heimsuchen…
Mit der Sprache verhält es sich wie mit der Pädagogik: Man kann mit beiden nichts anfangen, wenn man sie und nur sie beherrscht; es bedarf noch des Etwas, das es wert ist, vermittelt zu werden. Selbst einem Sprachliebhaber wie mir, so muss ich gestehen, gereicht die Sprache vor allem zum Nutzen und ist kein bloßer Zweck an sich. Ich liebe es, über alles Mögliche und Unmögliche nachzudenken und mit anderen darüber zu sprechen, weshalb ich damit auch nach meinem Philosophie- und Anglistikstudium nie aufgehört habe. Nein, ich glaube, dass ich dieser Leidenschaft seitdem sogar noch stärker nachgehe. In dieser Hinsicht fühle ich mich dem werten Dr. Faust überaus verbunden: Auch ich will erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Ihr hättet gern einen praktischen Tipp für das Verfassen eurer Arbeit? Ihr, die ihr diesen Text hier lest, seid sicherlich schon über das Stadium der Themenfindung hinaus... Auch mein dringendes Abraten davon, eine derart blumige Ausdrucksweise zu verwenden, wie ich es gerade tat, brauche ich vermutlich nicht weiter zu betonen. 😉
Nehmt euch ein wenig mehr Zeit als nötig. Wenn ein neuer Absatz fertig ist, macht eine kurze Pause, in der ihr möglichst gar nicht über eure Arbeit oder ihr Thema nachdenkt. Macht euren Kopf frei. Ein kleiner Spaziergang vielleicht? Ein wenig Sport? Eine Runde Zocken? Danach lest den frischen Text noch einmal durch. Versucht, so zu tun, als hättet nicht ihr ihn geschrieben, sondern jemand anderes – am besten jemand, den ihr nicht sonderlich mögt. Stellt euch dabei auch die Frage: Würde ein Mensch, der keine Ahnung von diesem Thema hat, den Text verstehen können? Auf diese Weise könnt ihr etwas Abstand zu euch und eurem Vorwissen bekommen und so eine objektivere Kritik geben.
Macht das nicht nur mit kleineren Pausen nach jedem Absatz, sondern auch mit größeren Pausen nach jedem Kapitel. Und vor allem: Gebt euren Text einer anderen Person, um ihn kritisch zu lesen. Bittet diese Person, dabei auf keinen Fall zu freundlich zu sein, denn folgende Kritik hat noch niemanden weitergebracht: „Ja, war schon alles voll gut so.“
Viel Erfolg und, in der Hoffnung, damit nicht sarkastisch zu klingen, viel Spaß beim Verfassen eurer Arbeit! 😊